Von Anzügen und Datenbanken

Liebe Lesende

Ich stelle Ihnen kurz eine Situation aus einer amerikanischen TV-Serie vor:

Ein junger Mann, in seinen 20ern, sitzt spätabends an einem Tisch, beide haben unter der Last von juristischer Literatur schwer zu tragen. Die Hemdsärmel sind bis zu den Ellbogen hochgeschoben; die blonden Haare sind zerzaust und stehen in alle Richtungen ab. Der Blick des jungen Mannes ist voller Entschlossenheit; mit einer Prise Verzweiflung und einer Portion Trotz. Aufgrund einiger glücklicher und auch weniger glücklicher Zufälle hat dieser Mann eine Anstellung in einem renommierten Anwaltsbüro in einer bekannten, amerikanischen Metropole erhalten. Vielleicht haben Sie schon eine Ahnung, um welche Serie es in diesem Artikel geht: Die Rede ist von der US-amerikanischen TV-Serie Suits.

Harvey und Mike

Es geht um Mike Ross, dessen größter Traum es ist Anwalt zu werden, aber nie in Harvard studiert hat und trotzdem als Anwalt agiert, sobald er von dem Elite-Anwalt New Yorks, Harvey Specter, eingestellt wird. Für den Zuschauer wird diese Berufsausübung nach den ausgestrahlten Staffeln immer mehr zu einer Grauzone. Es ist zwar fiktiv, man darf aber trotzdem darüber diskutieren, was der Realität bzw. dem Berufsbild eines praktizierenden Juristen nun mehr entspricht: Die eingangs erwähnte Szene, in welcher Mike für die Bearbeitung eines bestimmten Falles stundenlang recherchiert oder zum Beispiel das Problem mit den Spezialisierungen.

In der Serie ist jeder bedeutende Anwalt nach amerikanischer Typisierung nicht nur ein Prozess- und Transaktionsanwalt (Zu den Schwerpunkten gehört die Bereitstellung von Rechtshilfe für Unternehmer durch Vertragsgestaltung, Immobilienerwerb und Angelegenheiten des geistigen Eigentums), sondern deckt auch eine breite Palette von Spezialgebieten ab. Zum Beispiel könnten Harvey und Mike eine Woche lang am Patentrecht arbeiten und nächste Woche auf das Arbeitsrecht wechseln. Außerdem werden sie zweifellos jedes Mal an unglaublich wichtigen Fällen arbeiten. Leider sind in der Realität die Karrieren in großen Anwaltskanzleien nie so vielfältig. Anwälte konzentrieren sich auf bestimmte Rechtsgebiete und sind zum Beispiel – wieder nach amerikanischem Muster – entweder Prozess- oder Transaktionsanwälte, aber nicht beides. Im Allgemeinen erlaubt es diese Praxis Anwälten, ihre Talente zu fokussieren und Experte auf einem speziellen Gebiet zu werden. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass eine einzelne Person mit jedem wichtigen Fall beauftragt wird, unabhängig von den Disziplinen.

Eine Szene von mehreren, in welcher sich Mike bis spätabends entweder für eine Gerichtsverhandlung vorbereitet oder für eine Fallbearbeitung stundenlang recherchiert, kommt der Realität aber am nächsten. Doch auch hier wurde dieses kurze Aufleuchten von Realität nicht von Vorurteilen verschont: Man sieht Mike meistens oder nur mit Büchern recherchieren. Das mag zwar im Hinblick auf heutige Bibliotheken durchaus seine Berechtigung haben; aber gerade durch das Vorhandensein von inhaltlich qualitätsvollen und breit abgedeckten, elektronischen Datenbanken wie etwa Swisslex, Westlaw oder LexisNexis mutet die Exklusion in der Serie eben dieser einer gewissen Romantisierung dieses Berufsfeldes an. Vielleicht aufgrund des vielfach genannten, amerikanischen Traums? Vom Tellerwäscher zum Millionär – mit hochgekrempelten Ärmeln zum Erfolg. Da passen moderne Erscheinungen wie elektronische Datenbanken als Arbeitshilfe nicht ganz in den Rahmen, welcher das Bild eines perfekten Werdegangs in der amerikanischen Berufswelt umgibt.

„Suits“ – wie viele andere TV-Serien – widerspiegelt eine fehlerhafte Abbildung der Realität. Doch anstatt von diesem fehlerhaft dargestellten Berufsbild abgeschreckt zu werden, sollte man dieses als Chance betrachten: Es regt zum Gedankengang an! Gerade aufgrund zum Teil mehrerer,  offensichtlicher Unwahrheiten oder auch Clichés habe ich mich durch die Serie schon zu mancher spätabendlichen Recherche bewegen lassen und ich konnte viele neue Erkenntnisse über den umfangreichen Beruf eines Rechtsanwalts gewinnen.

Für alle Interessierten: Aktuell läuft Staffel 8. Staffel 9 ist noch nicht bestätigt; lässt aber aufgrund aktueller Sendezahlen auf sich hoffen.  Weitere Information zur Serie finden Sie hier.

 

Wer wird Weltmeister? – oder Überschneidungen von Sport und Recht

Zum Public Viewing am RWI und Wettbewerb der RWI-Bibliothek

In wenigen Tagen beginnt die 21. Fussball Weltmeisterschaft in Russland.
Die grosse Frage: Wer wird Weltmeister? bewegt die Gemüter.
Nicht ganz überraschend, dass sich damit auch sportwissenschaftliche Institute befassen – wie das CIES, das International Centre for Sports Studies. In den News vom 2.5.2018 heisst es da – unter dem Titel „Who will win the World Cup?“: „Spain tops the list ahead of Brazil.“ Doch trotz ausgeklügelter Algorithmen spielen  angeblich nachwievor „unberechenbare“ Faktoren eine Rolle  – Überraschungen sind an der Tagesordnung, heisst es (CIES Football Observatory, Monthly Report Nr. 30, Dec. 2017).

Rai Souza de Oliveira:
(https://www.facebook.com/23656172302/photos/a.23658737302.43854.23656172302/23659362302/?type=3&theater)

Schöner kann man es kaum formulieren, was Sport – und Recht – bedeutet, wie der ehemalige Fussballweltmeister aus Brasilien, Raì Souza Vieira de Olivera: „Health, fun, justice, passion – these are basic values for any child, any human being, any society: values transformed into rules, rights and laws.“ Und etwas kritischer: “Sport is a large source of inspiration, but it is run with an absurd autonomy, without effective checks.“ (Global corruption report: Sport, 2016, XV). Somit sind wir schon mitten in rechtlichen Belangen vom Sport angelangt.

Folgende Stichworte können in die Thematik weiter einführen:

Korruption, Match-fixing, Sportler als menschliche Wesen oder Handelsware, Missbrauch im Sport oder Zuschauer im Sport, rechtliche Prüfung von Sportregeln, Verbands-Gerichtsbarkeit und Anfechtung von Schiedssprüchen des Court of Arbitration for Sport (CAS), Sport und Verbrechensverminderung, Vermarktung von Persönlichkeitsrechten, materielle Rechtmässigkeit von finanziellen Dopingsanktionen, der Spielervertrag, strafrechtliche Verantwortung des Veranstalters von Sportanlässen, u.V.m

Sportrechts-Studien

Wenn Sie fussball- und überhaupt sportbegeistert sind und dann noch Recht studieren oder bereits einen Abschluss haben, das bereits erwähnte CIES in Neuchâtel  ist sicher eine interessante Adresse. Weitere Optionen, sich im Sportrecht zu vertiefen, in der Schweiz

  • an der UZH: Lehrstühle Vogt, Meyer und Haas
  • Uni Basel: Lehrstuhl Handschin
  • Uni Luzern: Blockveranstaltungen
  • Uni Neuchâtel: Lehrstuhl Rigozzi
  • Uni Lausanne: Masterstudiengang
  • Uni Genf: Lehrstuhl Peter

Internationale Sportverbände

Die Schweiz und ihre globale Vernetzung im Sport ist ein Zentrum für die grössten Sportverbände der Welt (s. auch Global Corruption Report: Sport, 2016, 321-326). Diese bieten viele Arbeitsmöglichkeiten und Internships: IOC (olympisch), FIFA, UEFA (beide Fussball), UCI (Radsport), FIS (Ski), FINA (Schwimmen), FIVB (Volleyball), FIBA (Basketball). Im Übrigen ist der Sport zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden: 145 Milliarden US Dollar werden jährlich erwirtschaftet (XIX Global Corruption Report: Sport, Transparency International, 2016, XIX).

Es hat eine gewisse Logik, wenn es auch eine Sportjuristenvereinigung in der Schweiz gibt, gegründet 1990 im Zusammenhang mit dem Aufbau des TAS (Tribunal Arbitral du Sport)  – die Association suisse de droit du sport, ASDS, welche u.a. die Sports Law Days organisieren und dieses Jahr am 7./8. November in Magglingen stattfinden.

Sportrecht in der RWI-Bibliothek

An der UZH bietet die RWI-Bibliothek eine hervorragende Einstiegs- und Vertiefungsmöglichkeit ins Sportrechtsgebiet mit umfassenden Printbeständen:
Im 4. Stock finden Sie unter den Querschnittsrechtsgebieten, unter der Signatur Od, eine umfassende Sammlung (10 Laufmeter) an (Hand-)Büchern, Dissertationen und auch Zeitschriften und Serien zu Sportrecht. Dann auch elektronisch: https://academic.lexisnexis.eu/
Nicht zu vergessen: An der UZH hat der vermutlich grösste Sportreporter aller Zeiten, Beni Thurnheer, 1973 sein Rechtsstudium mit dem Lizenziat magna cum laude abgeschlossen und sich gleich anschliessend bei SRF beworben.

Auch Sportrechts-Geschichte wird wieder vermehrt betrieben, wie der Tagungsband „Sport und Recht in der Antike“, Wien 2014 und das neuste etü (FS 2018) vom Historischen Seminar UZH zeigen.

Falls Sie Live-Fussball am Grossfernseher sehen  – und Zeit gewinnen wollen – in ein paar Schritten kommen Sie von der RWI-Bibliothek zum RWI Public Viewing, welches wir für Sie organisiert haben: RAI-E-057, Cafeteria-Nebenraum, für Weltklassefussball ist gesorgt.

Last but not least können Sie bei unserem Wettbewerb ein Paragraphenreiter-Trikot gewinnen.
Sportrechts-Frage: Wann wurde das Bosman-Urteil vom Europäischen Gerichtshof gefällt?
Fussball-Frage: Wer wird Fussballweltmeister 2018?
Beide Eingaben bis zum Abend des 28. Juni 2018 über unsere E-Mailadresse (Stichwort: WM 2018): bibliothek@rwi.uzh.ch

Der/die Gewinner/in wird nach der Revision benachrichtigt.

Anspiel:

 

SSRQ – Neue Funktionalitäten

Neue Funktionalitäten in SSRQ online

Seit 1898 gibt die Rechtsquellenstiftung des Schweizerischen Juristenvereins eine weltweit einzigartige Reihe mit der im Gebiet der heutigen Schweiz entstandenen Rechtsquellen heraus, die Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen (SSRQ). Ediert wird weitgehend unbekanntes rechtshistorisches Quellenmaterial vom Hochmittelalter bis zur Helvetik (1798). In der retrodigitalisierten Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen (SSRQ online) steht neu neben dem geographischen Zugang nach Kantonen und der Suche in den Inhalts- und Stückverzeichnissen eine geführte Suche nach Personen, Organisationen, Orten und Begriffen in den Prototypen der «SSRQ-Registerdatenbanken» für die zwei aktuellsten Bänden (Entlebuch, Sarganserland) zur Verfügung. Neu sind auch die 28 PDFs der jüngsten Bände für Volltextsuche aufgeschaltet. Der Sarganserländer Band, dessen Register erstmals digital erstellt wurden, kann zudem als interaktives PDF genutzt werden.

Dieser Artikel wird sporadisch auf die Aktualität  der Links geprüft. Zuletzt geprüft: 19. April 2018

Fit für Thomson Reuters Westlaw?

Seit Februar 2016 hat die Datenbank Westlaw ein neues Aussehen und einen neuen Namen: Thomson Reuters Westlaw.

Im Rahmen des Informationskompetenzangebotes der RWI Bibliothek findet am Donnerstag, den 22. September 2016, um 16.30 Uhr im Raum RAI E-131 eine einmalig und englischsprachig durchgeführte Veranstaltung zur Benutzung dieser Online-Datenbank statt.

Thomson Reuters Westlaw ermöglicht juristische Recherchen für den englischsprachigen, insbesondere US-amerikanischen, Raum (Rechtsprechung, Gesetzgebung und Sekundärquellen).

Herr Tom Delsaer wird die Nutzungs- und Recherchemöglichkeiten auf der Datenbank zeigen. Vor Ort gestellte Fragen der Teilnehmer sind willkommen.

Alle Interessierten sind zur dieser Veranstaltung herzlich eingeladen!

Reminder: Letzes Datum vor der Revision – 9. Juli, 12:00-13:00 Uhr

Präsentation2

 

Sie haben doch sicher schon einmal Artikel aus Zeitschriften gesucht… dabei sind Sie auf die eine oder andere Frage gestossen: Hat die RWI Bibliothek überhaupt diese Zeitschrift und wo steht diese, wie finde ich diese schnell und zuverlässig im Rechercheportal, wo kann ich weiter suchen, ist sie online verfügbar, wie suche ich strukturiert, ich möchte nicht nur Zufallstreffer, wo finde ich das aktuellste Heft, wie finde ich einen entsprechenden Artikel, wie kann ich thematisch Artikel suchen, was ist die EZB (Nein, es handelt sich hier nicht um die Europäische Zentralbank, auch wenn dies ein durchaus aktuelles Thema wäre)  – Fragen über Fragen! Alles rund um Zeitschriftenartikel…

Unser Kurs

Tipps & Tricks im Rechercheportal: Diesmal Zeitschriftenartikel

Mit ein paar wirklich markanten Übungen – sie sehen vorderhand nicht so aus – können Sie selbst probieren, ob Sie optimal recherchieren, vielleicht können Sie die eine oder andere Strategie optimieren!

Über Mittag, eine Stunde, im Raum RAI-E-131 und wie immer gegen Voranmeldung.

Übrigens, weitere Kurse zu anderen Thematiken (z.B. Tipps & Tricks im Rechercheportal: Kommentare) werden folgen, wir halten Sie auf dem Laufenden.